Bernadette und Paul

 

In Redondela am Atlantik (km 160) lerne ich Bernadette (19 Jahre, älteste von vier Geschwistern aus Ostdeutschland) kennen. Wie ich das genieße, wieder deutsch sprechen zu können. Bernadette geht es genauso. Meinen Plan noch einmal zum Meer zu gehen, kann ich an diesem Abend nicht mehr verwirklichen. Ich kaufe eine Flasche Wein und ein Brot, dazu Schinken. Bernadette erzählt, dass sie den WJT für ihre Gemeinde organisierte und Kopf der Messdienertruppe ist. Nach dem Abitur ging sie für ein halbes Jahr nach Tansania, um sich mit den dort verdienten 25 Euro pro Monat die Pilgerreise zu finanzieren. Sie beneidet Menschen, die statt des Abiturs ein Handwerk lernen, weil diese in Tansania viel nützlicher sind. Bernadette war bei der Rückkehr aus Tansania direkt in Frankfurt nach Porto umgestiegen und den Pilgerweg über Braga gegangen. Durch den Klimawechsel wurde sie sehr krank und schließlich in Geres von einer portugiesischen Familie aufgelesen und in drei Tagen als Gast des Hauses wieder hoch gepeppelt. Zum Abschied gab es ein Fest mit über 50 Nachbarn und Freunden der Familie.

 

In unser Intensives Gespräch mischt sich der 35-jährigen Paul aus England. Vielmehr er setzt sich zu uns und wir wechseln die Sprache. Er war lange Jahre LSD-abhängig gewesen, hatte sich dann als Gärtner verdingt. Nun auf dem Weg „sind ihm die Augen aufgegangen“. Paul ist ein fanatischer Christ und strahlt dies auch mit unübertrefflicher Glaubwürdigkeit aus allen Poren aus. So überzeugend kann ich nur sein, wenn ich das Träumen gelernt habe. Ich kann dem Gespräch nicht immer folgen.

 

Am nächsten Tag hole ich den wegen des interessanten Abends verpassten Spaziergang zum Meer und Fischerhafen nach. Als ich auf dem Rückweg wieder an der Herberge vorbeikomme, sind Bernadette und Paul schon unterwegs. Ich habe sie leider nicht wieder getroffen und vermute, dass sie in dem 8 km entfernten Naturpark gezeltet haben und auch danach langsamer weitergingen.